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Heute steht die Europaeische Union an einem Scheideweg. Die Institutionen, die fuer sechs Mitgliedstaaten konzipiert worden sind, muessen nach der Erweiterung um beinahe das Fuenffache in ihren Strukturen und Prozessen den neuen Reali- ten angepasst werden. Die Regierungsfaehigkeit steht ebenso auf dem Pruefstand wie das Gemeinschaftsempfinden, die Identitaet. Alternative Weichenstellungen werden sichtbar: soll sich die Union zu einer Wirtschaftsunion rueckentwickeln oder zu einer politischen Union ausgebaut werden? Soll das liberale oder das soziale Europa weiterentwickelt werden? Koennen politische Strukturen gefunden werden, die die Balance zwischen den Gemeinschaftsorganen und den Organen der nationalen Regierungen halten, oder zerfaellt das politische Integrationsp- jekt in einen losen Staatenbund aehnlich dem Deutschen Bund des 19. Jahrh- derts oder gar in die mittelalterliche Dachkonstruktion des Heiligen Roemischen Reichs Deutscher Nation? Wie viele Kohaesionskraefte muessen am Werk sein, um die erwaehnten Spannungen auszugleichen? Diesen Fragen versucht die vorl- gende Untersuchung auf den Grund zu gehen und Loesungen anzubieten, die das politische Integrationsprojekt zeitgemaess anpassen. Die Europaeische Union geht uns alle an, weil wir auf dem europaeischen Kontinent alle davon betroffen sind. Daher liegt es nahe, dieses neuartige Po- tiksystem nicht nur zu beschreiben, sondern auch von seiner inneren Beschaff- heit her zu verstehen und in seiner Entwicklung zu kommentieren. Dieses Buch will die Europaeische Union mehr von ihren Tiefenstrukturen her betrachten und neben ihrer Darstellung nach Erklaerungen Ausschau halten und Fragen aufw- fen, die fuer die Weiterentwicklung von Bedeutung sind.