Publizistische Konflikte und Skandale(German, Paperback, Kepplinger Hans Mathias)
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Publizistische Konflikte sind Weichenstellungen. Im Vergleich zur Dauer der Normalberichterstattung der Massenmedien handelt es sich zwar nur um kurze Ausnahmefaelle. In diesen Phasen ist die Berichterstattung jedoch wesentlich intensiver und die Meinungsunterschiede zwischen den verschiedenen Lagern sind erheblich groesser. Zudem entscheidet der Ausgang von publizistischen K- flikten darueber, in welche Richtung sich die oeffentliche Meinung und in ihrem Gefolge das Verhalten von Menschen bewegt. Die gesellschaftliche Bedeutung von publizistischen Konflikten ist deshalb groesser als ihre kurze Dauer vermuten laesst. Dies gilt noch mehr fuer Skandale. Skandale kann man als Grenzfaelle von publizistischen Konflikten betrachten. Bei Skandalen geht es nicht mehr um die Vorherrschaft im Meinungskampf, sondern um die Folgerungen aus den emot- nal aufgeladenen Mehrheitsmeinungen. Es geht um die moralische Exekution der Skandalisierten. Der erste Teil des vorliegenden Bandes enthaelt begrifflich-theoretische Grundlangen zur Analyse von publizistischen Konflikten und darauf aufbauend mehrere empirische Untersuchungen. Den Auftakt bildet eine Fallstudie zur Struktur und Eigendynamik von publizistischen Konflikten anhand von Heinrich Boells Forderung nach ?freiem Geleit? und ?Gnade? fuer Ulrike Meinhof. Sie zeigt exemplarisch, dass in derartigen Auseinandersetzungen die Argumente, die sie ausgeloest haben, schon nach kurzer Zeit keine nennenswerte Rolle mehr spielen. Es folgen quantitative Analysen der Berichterstattung ueber gewaltsame Aus- nandersetzungen zwischen Polizisten und politischen Aktivisten sowie ein Ex- riment zum Einfluss von Fernsehberichten ueber gewaltsame Auseinandersetz- gen auf die Anhaenger und Gegner der Kontrahenten. Die zuerst genannten A- lysenzeigen, dass die Art der Berichterstattung im Wesentlichen eine Folge der asymmetrischen Struktur der Konflikte zwischen Aktivisten und Polizisten ist.